Kosten von NIS2

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Der Referentenentwurf der NIS2-Umsetzung schätzt Aufwände für Wirtschaft und Bund für die Umsetzung der NIS2-Pflichten. Über 2 Mrd. EUR für Unternehmen und ca. 200 Mio. EUR für die Bundesverwaltung. In der Begründung des Gesetzes führt der Gesetzgeber detailliert auf, wo welche Zusatzaufwände durch neue und erweiterte Pflichten entstehen.

  1. Unternehmen
  2. Staat
  3. Bundeseinrichtungen
  4. Behörden
  5. KRITIS-Dachgesetz

Die Kalkulation basiert auf Annahmen, Schätzungen des Gesetzgebers und der Behörden sowie Daten des statistischen Bundesamts – Fälle pro Jahr, Bearbeitungszeiten, Mehraufwände, durchschnittlicher Stundenlohn usw. Dies wird dann aufgeschlüsselt in Mehraufwände durch neue Pflichten, detailliertere Prozesse und mehr Vorgaben.

Die Zahlen basieren auf Schätzungen des NIS2-Referentenentwurfs von Juli 2024.

Unternehmen

Betroffene Unternehmen

In Deutschland geht der Gesetzgeber von etwa 30 Tausend betroffenen Unternehmen aus, von denen nur 17 Prozent im Grundsatz ausreichende Maßnahmen ergriffen haben. Abzüglich der bestehenden Betreiber haben über 20 Tausend Handlungsbedarf.

Der Gesetzesentwurf prognostiziert die von NIS2 betroffenen Unternehmen:

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Aufwände

Für die Wirtschaft berechnet der Gesetzesentwurf Aufwände für die Anpassung digitaler Geschäfts­prozesse für Unternehmen mit Nachholbedarf. Der Entwurf geht von 2,1 Mrd. EUR einmaligen Kosten und 2,2 Mrd. EUR jährlichen Kosten für die Wirtschaft aus.

Nachholbedarf haben 83 Prozent der betroffenen knapp 30 Tsd. Einrichtungen. Unterteilt wird in Sachkosten wie IT, Prozesse, Schulungen und Personalkosten für neue Stellen für Aufgaben und Pflichten – unterteilt in einmalig und jährlich. Begründung A. VI. 4.

eigene Zusammenstellung, basierend auf Referentenentwurf, Mai 2024
Gruppe Aufwand Rechnung Summe
Besonders wichtige Einrichtungen – jährliche Sach/Personalkosten
IT-Sicherheit 2.950 neue Unternehmen mit Nachholbedarf 600 Mio. EUR
Wichtige Einrichtungen – jährliche Sach/Personalkosten
IT-Sicherheit 17.900 neue Unternehmen mit Nachholbedarf 1,5 Mrd. EUR
Alle Einrichtungen – einmalige Kosten
IT-Sicherheit Alle (neue?) Einrichtungen 2.1 Mrd. EUR
Registrierungspflichten 23.850 neu registrierende Unternehmen 361 Tsd. EUR
Alle Einrichtungen – jährliche Personalkosten
Meldepflichten 2.400 zusätzliche neue Meldungen +
Mehraufwand für bestehende Prozesse
1 Mio. EUR
Schulungen Mehraufwand für Geschäftsleiter und Mitarbeiter:
rund 3 Mio. zu schulende Personen pro Jahr
159 Mio. EUR
Registrierungspflichten 7.950 Änderungen pro Jahr 48 Tsd. EUR
Nachweise §65 24 jährlich zu prüfende Einrichtungen 849 Tsd. EUR

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Der Staat

Bundesverwaltung

Für die Bundesverwaltung geht der Gesetzgeber zur Umsetzung der NIS2-Vorgaben und Prozesse von zusätzlichen Haushaltsausgaben und Planstellen von 2025 bis 2028 aus: Begründung A. VI. 3.

Haushaltsaufwand, eigene Zusammenstellung aus NIS2-Entwurf Juli 2024
2025 2026 2027 2028
Vollzugsaufwand 192 Mio. EUR 192 Mio. EUR 209 Mio. EUR 216 Mio. EUR
Planstellen 640 825 977 1.034

Die Aufwände in der Bundesverwaltung teilen sich noch weiter auf. Einerseits gab es Abfragen und Annahmen zur Umsetzungen der direkten Pflichten für Bundeseinrichtungen, andererseits konkrete Kalkulationen für die Zusatzaufwände in Regulierungsaufgaben für Behörden. Da die Daten sensibel seien, sind die Kalkulationen nicht so detailliert wie bei Unternehmen.

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Bundeseinrichtungen

Bei Bundeseinrichtungen kalkuliert der Gesetzgeber für die Umsetzung der NIS2-Pflichten zusätzliche Aufwände analog zu Unternehmen. Behörden gehen von 395 zusätzlichen Stellen aus mit einmaligen Aufwand von 27 Mio. EUR. Begründung A. VI. 4. c. a. aa.

eigene Zusammenstellung, basierend auf Referentenentwurf, Juli 2024
Gruppe Aufwand Rechnung Summe
Einrichtungen der Bundesverwaltung – jährliche Sach + Personalkosten
IT-Sicherheit Risikomanagement, IT-Grundschutz, Infrastruktur
  • 170 neue Stellen
  • Infrastruktur, Hardware, Lizenzen
  • Beratung Pentests, IT-GS, Notfallmanagement
14 Mio. EUR
Meldepflichten 134 neue Stellen + externe IT-Security und Experten 17 ,9 Mio. EUR
Schulungen keine Kalkulation (u.a. 31,7 neue Stellen) 5,2 Mio. EUR
Digitalisierung 59 neue Stellen + IT-Dienstleister und Beratung 9,8 Mio. EUR
Einrichtungen der Bundesverwaltung – einmalige Sach + Personalkosten
IT-Sicherheit Aufbau Infrastruktur, Beratung, Konzepte
  • 710 Stellen
  • Infrastruktur, Hardware, Lizenzen
  • Beratung, Coaching, Schulung
16 Mio. EUR
Meldepflichten 11 Stellen + externe IT-Security und Experten 5,2 Mio. EUR
Schulungen keine Kalkulation 0,9 Mio. EUR
Digitalisierung IT-Dienstleister und Beratung 4,7 Mio. EUR

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Aufsichtsbehörden

Für die Regulierungsbehörden kalkuliert der Gesetzgeber zusätzliche Vollzugsaufwände bei BSI, BBK, BNetzA, BfDI und BMI für NIS2. Durch die stark zunehmende Anzahl der zu beaufsichtigen Einrichtungen und erweiterte Prozesse braucht es 858 zusätzlicher Stellen und Sachkosten von 73 Mio. jährlich und 36 Mio. EUR einmalig. Begründung A. VI. 4. c. a. ab.

eigene Zusammenstellung, basierend auf Referentenentwurf, Mai 2024
Gruppe Aufwand Rechnung Summe
Aufsichtsbehörden – jährliche Personal- und Sachkosten
Grundsatz und Befugnisse Mehr Aufgaben
  • BSI 305 Stellen
  • ITZBund 318 Stellen
  • BfDI 4 Stellen
  • IT, Prozesse, Beratung 68 Mio. EUR
123 Mio. EUR
Meldungen Mehr und umfangreichere Meldungen
  • BSI 104 Stellen
  • BBK 6 Stellen
  • IT, Tools, Kommunikation 1,1 Mio. EUR
10,9 Mio. EUR
Register Mehr Registrierungen und Daten
  • BSI 20 Stellen
  • BBK 6 Stellen
2,1 Mio. EUR
Zentrale Meldestelle Gefahrenabwehr, mehr Betroffenheit
  • BSI 33 Stellen
  • BBK 7 Stellen
  • BNetzA 4 Stellen
4,2 Mio EUR
Verschiedene Aufgaben Bund Mehr Aufgaben, Prozesse, Standards
  • BMI 8 Stellen
  • BBK 6 Stellen
  • BSI 14 Stellen
  • Studien 2,5 Mio. EUR
5 Mio. EUR
Verschiedene Aufgaben Länder Gefahrenabwehr etc. gering
Grundsatz Energie Kataloge, Vorgaben, Mängel
  • BNetzA 10,8 Stellen
1 Mio. EUR
Grundsatz Telekommunikation Prüfungen, Ausbildung
  • BNetzA 12 Stellen
2,9 Mio. EUR
Aufsichtsbehörden – einmalige Sachkosten
Grundsatz und Befugnisse IT, Prozesse, Beratung 28 Mio. EUR
Meldungen IT, Tools, Kommunikation 508 Tsd. EUR
Register Notebooks 8 Tsd. EUR
Zentrale Meldestelle Notebooks 11 Tsd. EUR
Verschiedene Aufgaben 11 Tsd. EUR
Grundsatz Telekommunikation VS-Registratur 8 Mio. EUR

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KRITIS-Dachgesetz

Aufwände

Im Referentenentwurf November 2024 des KRITIS-Dachgesetzes wurden fast alle Aufwände für Verwaltung und Wirtschaft wieder entfernt. Diese könnten erst später geschätzt werden.

Der aktuelle Referentenentwurf vom KRITIS-DachG schätzt Aufwände für die Umsetzung in der Wirtschaft und der Verwaltung, jedoch hängt die konkrete Höhe von der Anzahl an kritischen Anlagen nach §16 und den noch zu erlassenden Vorgaben ab. IV. 3.

Wirtschaft

Im Entwurf von November 2024 wird lediglich ein einmaliger Belastungsrichtwert von 1,7 Mrd. EUR und jährlicher Belastungsrichtwert von 500 Mio. EUR für die Wirtschaft geschätzt.

Konkrete Kalkulationen zur Aufwand für die Wirtschaft enthält der Entwurf von Dezember nicht, nimmt aber an, dass 1.300 Betreiber kritischer Anlagen über keine ausreichende physische Resilienz verfügen. Die Kosten für Resilienz seien zehn Mal so hoch wie für IT-Sicherheit, daraus folgt die Schätzung eines jährlichen Aufwands im hohen dreistelligen Millionenbereich.

Die Annahmen sind wie folgt: IV. 3. b.

Aufwände Wirtschaft im Dachgesetz, Stand April 2024
* - ist hier §13 gemeint?
Pflicht Jährlich Unternehmen Einmalige Kosten
Registrierung §§8, 18 relativ gering
Risikoanalysen §12 spürbar
einstelliger Mio-Bereich
Resilienz-Maßnahmen §13 [wird nicht einzeln erwähnt?]
Einhaltung Mindeststandards §14 (1) und §14*
Branchenstandards §14 (2) relativ gering
Resilienzpläne §13 (4) relativ gering
Nachweise §16 relativ gering
Äquivalenzprüfung §‚9-11 i.V.m. §4 (7) relativ gering
Meldepflicht §18 relativ gering

Verwaltung

Der Entwurf November 2024 macht zu einzelnen Schätzungen für die Verwaltung (fast) gar keine Angaben mehr.

Für die Verwaltung wird 6,4 Mio. EUR Aufwand jährlich geschätzt, davon 2,1 Mio für die Länder. Es gibt dazu eine sehr umfangreiche Kalkulationen im Gesetz basierend auf einzelnen Fällen pro Verpflichtung in Minuten, die dann in jährliche Aufwände (Personal, Sachkosten) für Bund und Länder und Einmalkosten (IT, Lösungen) umgerechnet werden. IV. 3. c.

Aufwände Verwaltung im Dachgesetz, Stand April 2024
Pflicht Jährlich Bund Jährlich Länder Einmalige Kosten
KRITIS-Resilienzstrategie §1 36 Tsd. + 50 Tsd. EUR
Registrierung und Meldungen §8, 18
Nationale Risikoanalysen §11 (1)
Zentralaufgaben Risiken §11 (2-5) 352 Tsd. EUR 1.1 Mio EUR
Branchenstandards §14 (1-2) 599 Tsd. EUR 213 Tsd. EUR 1.8 Mio + 116 Tsd. EUR
Nachweisverfahren §16 2.8 Mio EUR 1.6 Mio EUR 256 Tsd. EUR
Äquivalenzprüfung §9-11
Meldungen §18 200 Tsd. EUR 1.9 Mio EUR
Unterstütung Betreiber §19
Berichtspflichten §§? 333 Tsd. EUR 263 Tsd. EUR 370 + 354 Tsd. EUR
Ordnungsverfahren §19

Die Kalkulationen im April 2024 Entwurf sind unvollständig. Es sind weiterhin Platzhalter für Pflichten der Bundesverwaltung bei der eigenen Umsetzung skizziert.

Bürger

Für Bürger entsteht kein Erfüllungs­aufwand.

Weitere Informationen

Literatur

  1. NIS2-Umsetzungsgesetz bei OpenKRITIS

Quellen

  1. Entwurf eines NIS-2-Umsetzungs- und Cybersicherheits­stärkungsgesetzes, Referentenentwurf, Innenministerium, Intrapol, 07.05.2024
  2. Referentenentwurf NIS-2-Umsetzungs- und Cybersicherheits­stärkungsgesetz - NIS2UmsuCG, Version Dezember 2023, Intrapol, 7. März 2023